Leben mit einer Tonne CO2
Ist ein Leben mit einer Tonne CO2 utopisch? Viele der erforderlichen Technologien sind erfunden und neue Verhaltensweisen breiten sich aus. Wer erinnert sich an die Welt ohne Internet und Mobiltelefon? Kaum 20 Jahre sind es her. Genauso wird in nicht allzuferner Zeit das Leben mit einer Tonne CO2 so normal sein wie heute ein SMS.
Wie muss man sich eine Gesellschaft denken, die pro Person nicht mehr als eine Tonne CO2 erzeugt? Dürfen wir vorstellen: Familie Bauer, eine typische Familie in 2050. Andreas ist selbstständiger Programmierer, seine Frau Anna, Lehrerin, die beiden Kinder gehen noch zur Schule.
Kurze Wege, intelligente Mobilität
Sie leben in einer kompakt organisierten Stadt, wie sie künftig üblich sein werden. Wohn- und Arbeitsorte liegen nahe beieinander, genau so wie Einkaufsmöglichkeiten. Im Alltag brauchen die Bauers kein Auto. Andreas arbeitet vorwiegend von zu Hause aus, Anna erreicht ihre Schule bequem mit dem Fahrrad oder nimmt den Bus, die Kinder gehen zu Fuss zur Schule. Das Elektroauto im Carsharing benutzen sie gelegentlich für Ausflüge.
Intelligente Häuser beheizt mit Sonne
Sind die Bauers zu Hause, brauchen sie keine Energie, die von aussen zugeführt wird. Dank optimaler Isolation kommt das Haus ohne Heizung aus. Da kaum Wärme entweicht, reicht in der Regel die Körperwärme der Bewohner, um eine angenehme Temperatur zu erhalten. Die Fassade enthält zudem eine spezielle Substanz, die durch Sonnenstrahlung schmilzt, was viel Energie speichert. Umgekehrt wird diese frei, wenn die Substanz in der Fassade wieder fest wird. Durch ein ausgeklügeltes System wird die Energie nach Innen gelenkt und gibt die Wärme ab.
Solarstrom und "Smart Grids"
Solarzellen auf dem Dach decken beinahe den Jahresbedarf an Elektrizität der Bauers - leider entspricht die momentan verfügbare Leistung selten genau dem Bedarf. Die Lösung heisst "Smart Grid" - ein zentrales Netzwerk, welches den Strombezug der Elektrogeräte intelligent steuert, Elektrofahrzeuge je nach Tageszeit und Netz-Auslastung auflädt oder Energie bezieht, und die Wasserspeicher-Kraftwerke steuert. Dadurch ist zuverlässige Energieversorgung garantiert, obwohl sich die Solar- und Windleistung ständig ändert.
Güter gemeinsam genutzt
Was mit Carsharing begonnen hat, ist inzwischen alltäglich geworden: Staubsauger, automatische elektrische Rasenmäher, Party-Ausstattung für den Garten, Videoprojektoren, Kinderspielzeuge und so weiter teilen sich die Bewohner in Bauers Siedlung, um so Kosten, Ressourcen und graue Energie zu sparen.
Essen: vorwiegend vegetarisch und saisonal
Da Andreas von zu Hause aus arbeitet, erledigt er in seinen Pausen die Einkäufe für die Familie. Bauers ernähren sich überwiegend vegetarisch. Andreas Bauer achtet besonders darauf, gesunde, frische, regionale Produkte einzukaufen, die mit möglichst geringem CO2-Ausstoss produziert wurden. Nicht nur sind alle Firmen verpflichtet, die CO2-Angaben ihrer Produkte auf der Etikette zu kommunizieren - häufig ist die Umweltbilanz sogar zum Hauptfaktor geworden, mit denen sich die Unternehmen voneinander abgrenzen.
Neue Konsumstile breiten sich aus
Bauers haben viele Freunde in ihrer Siedlung, mit denen sie gerne Kochen, Sport treiben, Musik spielen oder ins Theater gehen. Der materielle Konsum gilt nicht mehr als Statussymbol, im Gegenteil ist er eher schlecht angesehen. Seinen Freunden zeigt Andreas gerne elektronische Geräte, mit denen er arbeitet, wobei sein besonderer Ehrgeiz darin liegt, den Kern eines alten Gerätes so lange wie möglich zu behalten und klug mit neuen Elementen zeitgemäss aufzurüsten. Besonders stolz ist er auf seine Kinder, die ihn dabei immer häufiger übertreffen.
Utopien werden wahr
Vor 100 Jahren starben Kinder an Infektionen, die heute kein Problem mehr sind. Vor 60 Jahren stanken Seen und Flüsse, waren rot vom Schlachten am Montag und schäumten weiss am Waschtag. Vor 20 Jahren war Chinesisch klarer als www, dot com und @.
Heute verursacht jede Person 11 Tonnen CO2. In der Gesellschaft der Zukunft werden wir 1 Tonne pro Person und Jahr erreichen müssen - denn so viel erträgt die Erde. Wäre es nicht klug, heute schon zu beginnen? Es liegt an allen und an jedem Einzelnen.